ULFA liegt am südwestlichen Rande des Vogelsberges, hin zur Wetterau, und ist ohne Zweifel eine der ältesten Siedlungen in diesem Gebiet. Das waldreiche Gebiet war in der Früh-/Steinzeit sicher nur sehr dünn besiedelt. Es gab jedoch auch hier steinzeitliche Jäger, die mit Ihren Familien in den Wäldern jagten bzw. lebten. Von steinzeitlichen Siedlungen um Ulfa ist zwar nichts bekannt, es wurde aber auch noch nicht mit den neuen Techniken danach gesucht. Steinzeitliche Funde bestätigen jedoch eine frühe Besiedlung. So wurden in der Gemarkung Ulfa ein Steinkeil sowie auch eine ca. 4000 Jahre alte Steinaxt gefunden.
Die folgende Periode, die Bronzezeit (bis ca. 1200 v. Chr.), ist wohl als die frühe Besiedlungszeit des westlichen Vogelsberggebietes anzunehmen. Anzunehmen ist auch, dass es von der Wetterau und dem Main/Kinziggebiet her, als Siedlungsgebiet erschlossen wurde. In dieser Zeit sind auch die vielen Grabhügel ringsum in den Wäldern des Vogelsberges entstanden. Auch in der Ulfaer Gemarkung befinden sich mehrere dieser Grabhügel, von denen drei in der Zeit 1920/1930 geöffnet und untersucht wurden. Der geringe Inhalt der Gräber setzte sich aus Asche, Knochen, Tongefäßen, kleinen Bronze- und Eisengegenständen zusammen.
Eindeutig keltischen Ursprungs ist die Herkunft des Ortsnamens Ulfa. In der ältesten Erwähnung heißt Ulfa „Olôffe“, später auch „Olaffa“, „Olphe“ und andere. „Ol“ bedeutete in der keltischen Sprache = Sumpf und „ôffe“ bzw. „affa“ = Wasser, Bach oder auch Fluss. Der Name verrät uns also, dass die erste Siedlung keltischen Ursprungs war und hier an einem Sumpfgebiet lag. Das Sumpfgebiet ist nicht schwer nachzuweisen, denn die Älteren kennen alle noch die nassen Wiesen im „Hörig“ und zum Lohwald hin, bevor diese entwässert wurden. Auch die Flurbezeichnung „Im Egelsee“ zeugt von einem früheren, wenn auch sicher nur flachen See in diesem Bereich. Nach der Chronologie der Rodungs- und Siedlungsperioden gehören die Ortsbezeichnungen Olaffa und Olôffe der ersten Siedlungsperiode an, die sich bis ins 4. Jahrhundert nach Christi erstreckte. Durch die Ortsnamen wird aber auch belegt, dass zur Keltenzeit (ab ca. 500 vor – 300 nach Chr.) oder auch schon früher, dafür spricht der Fund der Steinaxt, hier eine Siedlung vorhanden bzw. das Gebiet besiedelt war.
Zur Zeit der Römer lag Ulfa außerhalb des Römergebietes. Der Limes verlief von Lich kommend, östlich an Inheiden und Echzell vorbei (in Echzell war ein Kastell), in Richtung Altenstadt. Nach den Römern kam die große europäische Völkerwanderung und die fränkische Zeit, welcher dann die Karolinger mit Karl dem Großen (742 – 814) folgten. Zu dieser Zeit war Ulfa schon längst ein Dorf, dessen Bevölkerung Ackerbau, Viehwirt-schaft und Handel mit seinen Produkten betrieb. Die damalige Herrschafts- und Gebietseinteilung erfolgte in „Gaue“ und diese waren wiederum in „Zehnte/Cente“ mit den Zehntgerichten eingeteilt. Ulfa bildete zusammen mit Nidda und Wallernhausen die erste Mark in der dritten Zehntschaft im Gau „Wettereiba“. Zu dieser Zehntschaft gehörten weiter die Mark Schotten und die Mark Burkhards. Ob Ulfa schon zu dieser Zeit Gerichtsort war, ist ungewiss; in späterer Zeit lässt es sich jedoch nachweisen. Gerichtsschöffen werden noch in Urkunden aus dem 19. Jahrhundert genannt.
Die erste schriftliche Erwähnung Ulfas ist in den Schenkungsverzeichnissen des Klosters Fulda zu finden. Ulfa bzw. der frühere Name Olôffe wird darin im Zeitraum „um 750 – 802“ erstmals aufgeführt. Ein genaues Datum oder Jahr lässt sich jedoch nicht zuordnen; daher ist laut Hess. Staatsarchiv Marburg das Jahr 802 als letztmögliches Jahr der Schenkung anzusehen und gilt somit als urkundliche Ersterwähnung.
Der Ulfaer Eintrag lautet (Dronke, Kap. 42 Nr. 85):
„Aganth et uxor eius Tuticha tradid. sco B. in villa Olôffe. unam curtilem et XII iugera“.
übersetzt bedeutet dies:
„Aganth und seine Gattin Tuticha übertragen Sancto Bonifacio (dem Kloster) im Dorfe Olôffe (Ulfa) einen Hof und 12 Joch Land“.
Ein zweiter Eintrag lautet (Dronke Kap. 42 Nr. 178):
“Morunc de Wetereiba trad. sco Bon. in villa Olaffa predia fua. agrof. prata. filuaf. domos et familiam”.
übersetzt bedeutet dies:
„Morunc de Wetereiba überträgt Sancto Bonifacio (dem Kloster) im Dorfe Olaffa (Ulfa) alle seine Güter, Äcker, Wiesen, Häuser und Hörige“.
Die in den Urkunden erwähnten „Aganth“ und „Morunc“ könnten wohl die früheren Herren, evtl. auch die Zentgrafen oder Schultheiße von Ulfa gewesen sein. Aus dem Namen „Morunc de Wetereiba“ kann jedenfalls geschlossen werden, dass es sich um einen Adeligen handelte.
In die Zeit des Übergangs vom Früh- zum Hochmittelalter wird von Fachleuten die Bauzeit der Kirche eingeordnet (11./12. Jahrhundert). Darauf lässt der Baustil einer romanischen Basilika und auch der Kirchturm, der ursprünglich ein Wehrturm war, schließen. Die drei Glocken jedenfalls wurden 1334 gegossen und sind deutschlandweit das älteste Dreiergeläut.
Zu dieser Zeit gab es in Ulfa auch ein Adelsgeschlecht. Die erste Erwähnung eines Ulfaer Adligen findet sich in einer Urkunde von 1129. Dort wird „Eckenhard von Hôlefe“als „Zeuge von hohem Adel“ in einem Stiftungsbrief des Klosters Schiffenberg genannt. Eindeutig sicher sind sich die Fachleute jedoch nicht, ob dieser „Eckenhard“ der erste bekannte Adelige des Ulfaer Stammes ist. 1183 folgt dann die Erwähnung von „Guntram de Olpho“, welcher in einer Urkunde des Klosters Arnsburg genannt wird und eindeutig Ulfa zuzuordnen ist.
Diese Ulfaer Adelslinie entstammt der Hauptlinie derer „von Marburg“, aus welcher sich auch die Linien der „Schenken zu Schweinsberg“ und der „Vögte zu Fronhausen“ ableiten und erklärt, weshalb die Schenken zu Schweinsberg neben dem Adelsgeschlecht derer „von Cronberg“ (die Frau des letzten Guntram von Ulfa war eine geborene „von Cronberg“), den letzten Ulfaer Adeligen nach dessen Tod beerbten. Der letzte „Guntramus de Olfo“ starb zwischen 1304 und 1306; damit war das Ulfaer Adelsgeschlecht erloschen.
In der ungeklärten Folgezeit zwischen 1308 und 1353 muss dann wohl ein großer Teil des jetzt Schenk´schen Besitzes und die Gerichtsbarkeit an den Grafen von Ziegenhain gekommen sein, denn im „Archiv der Hess. Geschichte“ heißt es: „Der ziegenhainische Besitz des Schlosses lässt sich erst seit 1353 nachweisen. In diesem Jahr öffneten sie dem Abt von Fulda „ir (neugebautes?) Sloz Sturmfels … und was darzu gehoret“ …..“. Mit was „darzu gehoret“ war u. a. die zum Gericht Ulfa gehörenden Orte gemeint.
Nach erlöschen des Grafenstammes Ziegenhain/Nidda ging deren hiesiger Besitz in die Hände des Landgrafen von Hessen-Darmstadt über. Danach kamen 1526 die Reformation in Hessen und folgend die Einführung des allgemeinen Schulwesens – 1605 wird erstmals ein Ulfaer Lehrer, Johannes Mollius, erwähnt. 1618 begann der 30-jährige Krieg, der auch in Ulfa in verheerender Weise wütete und die Bevölkerung in größte Armut stürzte. Auch in den folgenden Jahrzehnten bis hin zu den napoleonischen Kriegen gab es nur Not und Ausbeutung bei bestehender Leibeigenschaft. Wahrscheinlich war auch der 30-jährige Krieg verantwortlich für das Erlöschen der umliegenden Siedlungen Bingeshausen, Frankenhausen, Fronholz, Reckenhausen und Wintramshausen, die zum Teil in der Ulfaer Gemarkung aufgegangen sind und deren Bürger sich zumindest teilweise in Ulfa angesiedelt haben.
Mit Aufhebung der Leibeigenschaft in Hessen im Jahre 1811 und den Beschlüssen des Wiener Kongresses 1815 kamen Veränderungen zum Wohle der Bürger in Gang. Auch der Ulfaer Schultheiß wurde durch die Verwaltungsreform abgelöst und durch einen gewählten Bürgermeister und Gemeinderat ersetzt. Unser erster Bürgermeister war Johann Heinrich Lotz II.
Im 19. Jahrhundert kamen dann die großen Veränderungen wie Abschaffung der Zehntpflicht, Gründung der selbständigen Gemeinden, Landvermessung und Erstellung eines Katasters, Wahlrecht für Männer, Ortsbürgerrechte und Pflichten, Gewerbefreiheit, Gründung von Banken und Sparkassen, beginnende Industriealisierung, Gründung des Deutschen Reiches, erste Sozialgesetze zur Kranken- und Rentenversicherung usw.. In dem überwiegend durch Landwirtschaft geprägten Ulfa gab es jedoch nur wenige kleinere Handwerksbetriebe wie Maurer, Pumpenmacher, Wagner, Schmiede, Schuster, Schneider, Leinenweber, Bäcker und Metzger sowie eine „Russensteinfabrik“ in welcher Backsteine hergestellt wurden. Daneben gab es etliche kleinere „Specereien“ (Krämerläden) und Gastwirtschaften, die das Bier von dem Ulfaer Brauhaus bezog. Ulfa war ein Dorf, das sich bestens selbst versorgen konnte und mit den Warenüberschüssen Handel bis nach Frankfurt betrieb.
Über die Zeit des zwanzigsten Jahrhunderts werden nur einige wichtige Ereignisse angegeben, da Details hier zu umfangreich wären: 1911 erhielt Ulfa die Wasserleitung und wurde 1913 an die Stromversorgung angeschlossen. Im ersten Weltkrieg 1914 – 1918 sind 35 Ulfaer Soldaten gefallen oder werden vermisst. 1922 bis 1926 wird in Ulfa eine erste Flurbereinigung durchgeführt, da die Parzellen durch Teilung zu klein geworden sind. 1926 wurde die Buslinie „Gemeindeverband Nidda-Ulfa“ und 1927 die „Weidegenossenschaft Ulfa e. G.“ gegründet. 1935, in der Zeit des Nazi-Regimes, wurde die Verhaftung des Ulfaer Pfarrers Günther Flechsenhaar durch den heftigen Widerstand der Ulfaer Bürger verhindert.
Während des Krieges waren in Ulfa, wegen des Flugplatzes in Harb, verschiedene Truppenteile untergebracht. Auf dem Radberg war ein Flieger-Beobachtungsturm und auf dem Katzenberg eine Flakeinheit stationiert. 1944 wurde ein britischer Schnellbomber von deutschen Jagdfliegern beschossen und stürzte zwischen Ulfa und Stornfels ab. Die beiden Insassen kamen ums Leben. Ulfa hatte nach dem Kriege über 400 Flüchtlinge aufgenommen und hatte nun 1554 Einwohner. Damit stieg die Schülerzahl erheblich an und eine Schulerweiterung war notwendig. Schon 1952 konnte ein neues Schulgebäude mit zwei Klassenräumen eingeweiht werden.
- 1962 Die Gemeinde baut ein neues Lehrerhaus
- 1964 Kreisfeuerwehrfest in Ulfa, Anschaffung eines neuen Löschfahrzeuges
- 1966 Die Molkerei Ulfa fusionierte mit Hungen und wurde dann geschlossen
- 1967 Erweiterung und Sanierung der Kanalisation
- 1968 Überbauung der Ulfa vor der Genossenschaft (VR-Bank)
- 1969 Zweite Flurbereinigung wurde beendet
- 1970 Gebietsreform; am 1.12.1970 wird Ulfa ein Stadtteil von Nidda
- 1977 Kindergarten
- 1978 Bürgerhaus
- 2002 die 1200-Jahrfeier hatte man wohl vergessen
- 2003 das Dreier-Geläut der Ulfaer Kirche wird instandgesetzt
- 2005 In Ulfa werden Straßen und Keller überflutet
- 2006 Es konnte ein neuer Schulhausanbau eingeweiht werden
- 2010 In der Ernstgasse und Zimmerstraße werden die Kanalrohre und die Wasseranschlüsse erneuert
Heute hat Ulfa ca. 1278 Einwohner, ein reges Vereinsleben und Bürger, die sich für ihr Dorf einsetzen. Möge es noch lange so bleiben.
Zusammengetragen von Günter Stahnke, Juni 2011 Geschichtsverein Ulfa