Historische Grenzsteine

Die Ulfaer Gemarkung und die historischen Grenzsteine

In der frühen Zeit der Besiedlung hatten die einzelnen Volksstämme ihr Stammesgebiet, wobei natürliche Merkmale wie Flüsse, Bäche, Waldgebiete oder Bergzüge die Grenzmarkierungen darstellten. Durch die zunehmende Besiedlung und Entwicklung der mittelalterlichen Stände (Adel, Bauern, Klerus) kam auch eine genauere Grenzbildung und Markierung.

Zunächst gab es so genannte „Ma(h)lbäume“, „Stein-“ oder „Erdaufwürfe“ oder Grenzpfosten, die besondere Stellen markierten. Im Laufe der Zeit kamen auch Grenzsteine hinzu und es gab eine Mischung aus allem. Das kann man alten Karten so entnehmen.

Die hiesigen Feldmarck- bzw. Gemarkungsgrenzsteine waren recht groß und schwer (ca. 1,20 m lang), aus Basalt und etwa zur Hälfte in die Erde eingegraben. Nach oben liefen sie spitz zu. Der älteste im Raum Vogelsberg/Wetterau gefundene Grenzstein mit Jahreszahl stammt aus dem Jahre 1539.

Da unsere Feldmarck an die frühere Grafschaft Solms-Laubach grenzte und auch gleichzeitig die Grenze Hessens dort verlief, haben wir das Glück, noch sehr alte Grenzsteine, wovon einer die Jahreszahl 1585 trägt, an der früheren Grenze zu haben. Dies ist eine besondere Rarität und somit auch besonders schützenswert. Ferner ist auch noch ein Erdaufwurf im Wald erhalten geblieben, auf dessen Spitze ein Grenzstein aus Sandstein steht. Aus welcher Zeit dieser Aufwurf stammt ist nicht bekannt, doch werden in einer Feldmarck-Beschreibung von 1704 solche Aufwürfe genannt.

Nach Abschaffung der Leibeigenschaft und Bildung der bürgerlichen Gemeinden wurde 1831 hier in Ulfa die Feldmarck neu vermessen und in Gemarkung umbenannt. Die Gemarkung wurde in 25 Flure aufgeteilt, die dann wiederum in Flurstücke (Parzellen) unterteilt wurden. Diese Einteilung diente natürlich auch dem Fiskus als Grundlage zur Steuerberechnung. Da diese, damals schon kleinen Parzellen durch Erbteilung immer kleiner geworden waren, wurde von 1922 bis 1926 eine erste Feldbereinigung vorgenommen. Dadurch konnten zerstreut liegende kleine Parzellen zu größeren Flächen zusammengelegt werden. Bei dieser Neueinteilung gingen aber auch viele alte Namen in den Fluren verloren, die uns zur Geschichte viele Hinweise hätten geben können.

Der Geschichtsverein Ulfa e. V. hat damit begonnen die alten Grenzverläufe, Grenzsteine und Flurnamen zu dokumentieren und wird hierzu eine Broschüre veröffentlichen. Ein erstes Stück des Grenzverlaufes mit den historischen Grenzsteinen wurde im Jahre 2011 „bearbeitet“. Der Geschichtsverein Ulfa bietet hierzu zweimal im Jahr eine so genannte Grenzstein-Wanderung mit fachkundigen Führern an.

Text: G. Stahnke


Bild: Feldmarck-Beschr. von 1704


Bild: Alter Grenzstein